Die ganzheitliche Betrachtung im Pilates
Ich liebe Pilates. Ich bin überzeugt von der ganzheitlichen Betrachtung des Körpers im Rahmen der Pilates Prinzipien. Es entspricht sehr meinem Denken, mit sorgfältiger Vorbereitung in eine Übung zu starten, den Körper in eine korrekte Ausrichtung zu bringen, sich mit Konzentration und Präzision auf korrekte Übungsausführung zu fokussieren und dabei die Muskelaktivität wie ein Orchester in Kontrolle und Koordination der einzelnen Muskelregionen durch die Bewegung zu führen. Unser wertvollstes Tool, unsere Atmung und eine bewusste Bewegungsausführung im Bewegungsfluss, tragen dazu bei, Kraft und Stabilisierung durch Zentrierung aus der Körpermitte zu generieren.
Ziel und Effekt eines guten Trainings sind Kraft und Stabilität aus der Körpermitte, Beweglichkeit in den Extremitäten und ein wunderbares Gefühl von Gelassenheit und Entspannung im Geiste. Weil Pilates, richtig ausgeführt, während des Trainings die Trainierenden so sehr auf das Workout an sich fokussiert, dass der Alltag für diese Zeit einfach mal außen vor bleibt. Stimmt’s?
Die Bedeutung der Körpermitte im Pilates
Als Körpermitte wird im Pilates die Region des Bauchraums betrachtet, Transversus Abdominis als DER Stabilisierer des Powerhouses, unterstützt von Beckenboden, Zwerchfell und den Multifiden als Beschützer der Lendenwirbelsäule. Seit einigen Jahren weiß man auch um die wichtige Funktion des Psoas Major und der ihn begleitenden Muskeln.
Becken und Bauchraum sind in der Tat unsere Körpermitte und mit die wichtigste Region zur Stabilisierung unserer Wirbelsäule. Auf diese Art betrachtet ist unser Powerhouse jedoch eher von horizontaler Natur, ohne Kontakt zu den unteren, tragenden Regionen unseres Körpers und ohne Berücksichtigung des wichtigen Faktors der Schwerkraft.
Einführung in die Anatomischen Zuglinien
Diese Verbindung ist sehr effizient durch die Prinzipien eines weiteren ganzheitlichen Konzepts herzustellen, das der Anatomischen Zuglinien nach Tom Myers. Die Anatomischen Zuglinien betrachten Faszienketten in unserem Körper, in die unsere Muskulatur kraftverbindend eingebettet ist und die unseren gesamten Körper durchzieht und umschließt.
Faszienketten gibt es nach diesem Konzept eine ganze Reihe, die wichtigste ist jedoch die Tiefe Frontallinie, die unter der Fußsohle beginnend, entlang der Adduktoren, Beckenboden und dem Psoaskomplex (Powerhouse!), am Zwerchfell vorbei sogar Herz und Lunge umschließt ( hier sind wir wieder bei der Atmung!) und bis hoch zum Gaumensegel den gesamten Körper durchzieht und trägt. Sie verbindet die einzelnen Körperregionen Kraft übertragend miteinander und hat im Stand jene vertikale Ausrichtung, die dazu beiträgt Kraft durch die Schwerkraft vom Boden zu generieren und entlang der Lotlinie durch den gesamten Körper bis zum Kronenpunkt des Schädels zu leiten.
Das Mentoringprogramm "Der Bewegungsspezialist"
In meinem Mentoringprogramm "Der Bewegungsspezialist" verbinde ich diese beiden wertvollen Konzepte miteinander. Die TeilnehmerInnen als versierte Pilatestrainerinnen lernen an erster Stelle, ihre eigene Tiefe Frontallinie zu erspüren und zu aktivieren als Basis für effektives Unterrichten. Wir erarbeiten Übungen, die unsere Faszien befreien und schlummernde Regionen aktivieren und wie Bewegung gestaltet sein muss, um Faszienaktivität zu generieren.
Auf der didaktischen Ebene lernen sie, Bewegungs- und Haltungsmuster bei ihren Kursteilnehmern visuell und taktil zu erfassen und die taktile und verbale Techniken zur Übungsanleitung. In einem Setting, dass Raum und Zeit gibt zum entspannten Erspüren, interessierten Fragen und hoffentlich auch dem ein oder anderen herzlichen Lachen. Das nämlich braucht die Tiefe Frontallinie. Entspannung und Ruhe. So wie die Welt heutzutage, richtig?
Ich freue mich sehr auf eine intensive Zeit mit einer offenen und wissbegierigen Gruppe und über jede/n, die/der sich einlassen möchte auf eine spannende Erkundungstour in unser Körperinnerstes.