Der Beckenboden ist für viele ein Mysterium. Manche behaupten gar, sie hätten gar keinen. Das kommt wahrscheinlich daher, dass der Beckenboden „versteckt“ in unserem Becken liegt. Anspannungen können wir nur spüren, nicht direkt sehen. Dabei handelt es sich doch um eine wichtige Muskel- und Faszieneinheit, die eine Vielzahl von Funktionen bedient. Sie sichert die Kontinenz für Urin und Stuhl, lässt eine Entleerung (und bei Frauen zusätzlich die Entbindung) zu. Zudem übernimmt sie wichtige Aufgaben der Sexualfunktion. Sie stützt die Beckenorgane, verbindet die unteren Extremitäten mit dem Rumpf und unterstützt die Haltung. Ein wahres Multitalent also.
Die vielfältigen Funktionen des Beckenbodens
Viele der Funktionen laufen unbewusst ab, was es für uns so schwer macht, die Aktivität dieser Muskeleinheit wahr zu nehmen. Am ehesten fühlt man die Anspannung, wenn wir uns vorstellen, wir wollten Urin und/oder Wind zurückhalten.
Rein physiologisch betrachtet macht der Beckenboden eine verschließende, nach innen-oben-vorne hebende Bewegung. Die Muskel- und Faszienfasern spannen sich von vorne nach hinten vom Schambein zum Steißbein, und von rechts nach links zu beiden Sitzbeinhöckern. Außerdem umschließen sie die Harnröhre und den Enddarm. Bei Frauen verlaufen Muskeln rechts und links der Vagina, bei Männern rechts und links des Penis.
Ursachen und Symptome von Beckenbodendysfunktionen
Der Beckenboden kann seine Funktionsfähigkeit einbüßen. Zum einen durch erhöhte Spannung aufgrund eines Traumas, zu intensivem Training, (emotionalem) Stress. Oder aber durch Spannungsverlust. Auch hier können Traumata (unter anderem Geburt und Operationen) oder hormonelle Veränderungen durch natürliche Alterungsprozesse die Ursache sein. Meistens sind Frauen häufiger von Beckenbodendysfunktionen betroffen. Die Symptome reichen von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr über Missempfindungen im Schoßraum bis zu Inkontinenzproblemen. Alle Problematiken aufzuführen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Mehr als nur Anspannen: Die Rolle der Entspannung und Dehnung
Die Vitalität unseres Beckenbodens zu erhalten ist oft nicht so einfach. Wir denken da als erstes an Beckenbodengymnastik. Doch immer nur Anspannen ist keine adäquate Trainingsmethode. Wir sollten vielmehr daran denken, die Strukturen ebenfalls zu entspannen und zu dehnen.
Und wenn wir Anspannen, dann sollten wir sicher gehen, dass wir auch die richtigen Muskeln aktivieren. Als kleine Hilfestellung kann ein Spiegel dienen. Wenn wir uns mit entblößtem Unterleib auf einen Spiegel setzen, dann den Beckenboden aktivieren, können wir sehen, wie sich der Damm (die Hautstelle zwischen Vulva/Peniswurzel und Anus) und der Anus nach innen bewegen. Unterstützt wird die Aktivierung durch die Ausatmung.
Über die Autorin
Maike Deák-Haag ist Physiotherapeutin, Pilatestrainerin und Beckenbodentherapeutin. Nach ihrem Studium der Physiotherapie in den Niederlanden begann sie die Pilatesbodymotion Ausbildung und verknüpfte schon früh ihre Therapie mit Pilatesübungen. Nach der Entbindung ihres Sohnes entwickelte Maike ein großes Interesse für den Beckenboden. Ende 2021 schloss sie die Physio Pelvica Ausbildung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie Geburtshilfe Urologie und Proktologie ab. Seitdem behandelt sie vorwiegend PatientInnen mit Beckenbodendysfunktionen und ist fortwährend damit beschäftigt, sich auf Fortbildungen, Workshops und Kongressen in dem Thema weiter zu bilden. Auf ihrer Website www.beckenstark.de kannst Du noch mehr über Maike und ihre Arbeit erfahren.
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Disclaimer
Bei Problemen mit dem Beckenboden oder dem Schoßraum kann ein/e spezialisierte/r Physiotherapeut/in helfen. Eine Liste der Physiotherapeut/innen findet man hier.