Videobeschreibung
Die „Hands On“ Technik oder die taktile Begleitung ist ein wesentlicher Bestandteil des Pilatesunterrichts.
Mit unseren Händen können wir Feedback geben, unterstützen oder Widerstand leisten.
Doch wann ist die taktile Begleitung sinnvoll, wie und was ist das richtige Maß?
Vorab sei gesagt, dass jeder/e dies individuell entscheiden muss.
Natascha teilt mit euch ihre Erfahrungswerte in diesem Tutorial.
Transkript des Videos
Hallo, ich bin die Natascha Eyber, ich bin Principal Faculty von BASI® Pilates, also Ausbilderin für BASI® und auch die Lizenznehmerin hier für Deutschland. Einige kennen mich schon. Ich freue mich, hier in Dortmund, zu Gast sein zu dürfen. Und wir haben am, wenn ich komme zum Drehen, dann verbinden wir das meistens auch mit einem Workshop von mir, mit einer Fortbildung und am Freitagabend hatten wir den Workshop, den BASI®-Workshop Art of Cueing, wo es einfach um Anleiten, Anweisen geht und spezieller Fokus eben auf die Hands-on-Technik. Und ich habe mich da wahnsinnig gefreut, wirklich in dieser Gruppe von Teilnehmerinnen, Teilnehmer auf Anfänger-Level zu haben,
die gerade in der Ausbildung sind, die gerade im Beginn sind, Lehrer zu werden und dann eben auch langjährig erfahrene Pilates-Trainerinnen. Wir sind alle zusammengekommen, um eben über Hands-on-Techniken zu reden, zu diskutieren und uns auch auszutauschen. Und mit dabei war auch die Sandra, die ich jetzt heute noch hier mitgebracht habe. Sandra ist auch schon sehr sehr lange Pilates Trainerin. 2008 hast du mir glaube ich gesagt oder 2011, aber egal. Also sehr sehr lange, weit über zehn Jahre und sie war auch dabei, um noch mal eben zu lernen und auszutauschen und ich möchte ein paar Gedanken dazu hier noch mal in diesem kleinen Tutorial vorstellen. Natürlich nicht den kompletten Workshop, aber so wesentliche Dinge, die wir einfach noch mal miteinander besprochen und diskutiert haben. Und viele sind sich immer noch unsicher und auch wenn Lehrer
erfahrener sind und sagen, ja ich weiß nicht, also mit Händen und anfassen, weiß ich nicht, traue ich mich auch immer nicht so und mein Tipp vor allem und noch mal immer bei diesen Tutorials sage ich nicht was generell richtig oder falsch ist, ich sage nur was meine Erfahrungen sind, was ich festgestellt habe und was ich mit euch teilen kann. Mehr kann ich nicht und ihr trefft dann eure Entscheidung, ob das für euch wertvoll ist oder ob es nicht wertvoll ist. Aber mein Tipp ist immer, wenn ihr jemanden anfasst, dann habt einen Grund dazu. Fasst nicht einfach an, um anzufassen, weil wir gehört haben, dass taktile Begleitung zum Pilates gehört.
Sondern ich habe einen ganz klaren Grund, was wollt ihr mit euren Händen an diesem Körper? So wie ich mich auch mitteile mit Worten und einfach sage, es muss verständlich sein, was ich sage, für den Kunden, für die Kundin, so muss es auch verständlich sein, was ich mit meinen Händen will, wenn ich an diesem Körper bin. Und es kann nicht einfach willkürlich sein, um anzufassen. Es wäre genauso, als wenn ich irgendwas sage und irgendetwas in den Raum spreche, was überhaupt nicht in Zusammenhang mit der Übung steht. Das macht ja auch keiner. Und so müssen unsere Hände eben auch einen Grund haben.
Und die Gründe für anzufassen sind zum Beispiel, dass ich ein Feedback geben möchte. Ich möchte mit meinen Händen mitteilen, etwas mitteilen und sagen, schau mal, hier gebe ich dir ein Feedback. Ich mache gleich Beispiele dazu. Ich kann jemandem helfen, ich kann jemanden unterstützen in der Position. Ich kann etwas verhindern, ich kann eine unerwünschte Bewegung vermeiden und da schon mit meinen Händen sein, dass es nicht passiert oder ich kann auch einen Widerstand leisten. Und ich gebe jetzt einfach zu jedem dieser Gründe, gebe ich ein paar Beispiele, dass es ein bisschen besser verständlich ist. Und versucht mal, wenn ihr taktil einen Kunden begleitet oder eine Kundin begleitet,
dass ihr einfach eine dieser vier Gründe habt, warum ihr mit euren Händen eben da seid. Und das ist ein relativ guter Richtlinien, relativ guter Leitfaden, woran man sich orientieren kann. Und wenn ich merke, so es ist irgendwie weder noch, vielleicht nehme ich mal dann einfach meine Hände weg. Oder wenn ich merke, ich habe die Übung vielleicht doch noch nicht ganz so gut verstanden, wie ich dachte, ich habe sie verstanden, dann nimm auch deine Hände weg, weil dann ist das Feedback gegebenenfalls unklar. Ich mache jetzt wie gesagt ein paar Beispiele hier mit der Sandra dazu. Dinge die wir rausgearbeitet haben, beschränke mich hierbei aufs Mattentraining, nicht aufs Gerätetraining, aber natürlich kann man
das auch aufs Gerätetraining übertragen. Ich fange mal an mit dem Feedback geben. Sandra leg dich einfach mal auf den Rücken. Und ein Feedback, ich beginne mal mit dieser Ausgangsposition, wo wir auch lange darüber gesprochen haben am Freitag. Diese neutrale Beckenstellung, neutrale Wirbelsäulenstellung, wie es im zeitgenössischen Pilates eben in der Regel gemacht wird. Wann ist mein Becken neutral? Und da geht es schon los. Was mache ich mit meinen Händen da? Vielleicht gebe ich mein taktiles Feedback an den Kunden oder die Kundin ab und sag, leg mal deine Hände hier auf deine Beckenknochen. Und schaukel mal dein Becken nach vorne und nach hinten. Spür mal diese Mobilisation im Becken.
Ich kann wie gesagt das taktile Feedback auch abgeben, wenn mir der Bereich zu intim ist, dann lasse ich den Kunden oder die Kundin das selbst lösen oder auch eben dieses Dreieck spüren auf dem Becken zwischen Beckenknochen und Schambein. Das ist eine relativ intime Cue, eben vielleicht da die Kundin oder den Kunden selbst einfach das spüren lassen. Okay und auch nicht vergessen, dass das vielleicht auch selbst für die Person gar nicht so normal ist, dass die sich auch erst mal damit anfreunden muss. Natürlich kann ich, wenn ich hier bin mit meinen Händen in dem Bereich, ja hier an den Knochen, da ist es ein relativ, sag ich mal, sicherer Cue. Vergesst aber nicht,
die Teilnehmerin hier dabei anzuschauen fürs Feedback. Dann fühlen die Teilnehmer sich weitaus wohler, wenn ihr da den Blickkontakt haltet. Das ist alles Feedback. Ich kann auch mit meiner Hand mal hier unter den Rücken gehen oder von der anderen Seite zeige ich es mal, ja und einfach mal zu schauen, ob die Lendenwirbelsäule weg von der Matte ist. Aber nicht vergessen, dass jede Wirbelsäule ist anders. Wenn Menschen einen Flachrücken haben, sind sie einfach näher unten an der Matte und die Hand muss nicht immer dazwischen passen, aber was ich schon spüren kann, es gibt einen Druck auf der Hand oder ist es einfach alles relativ locker und entspannt. Ja, das sind so zum Beispiel Beispiele, wie ich erstmal Feedback geben kann mit meinen Händen.
Einfach sagen, spürst du das? Oder wenn ich in Seitlage bin, drehst du dich mal auf die Seite, Sandra, mit dem Blick nach vorne, für den Sidekick, komm mal auf den Unterarm. Und das ist ja auch so ein Klassiker, dass einfach man in die Schulter so rein sinkt. Und wir wollen ja, dass die Schulterblätter am Brustkorb gehalten werden, hier über den Serratus Anterior. Und da kann ich auch einfach mal meine Hand so hinlegen und dann beim Kicken einfach schauen und ein Feedback geben und sagen, schau, dass du kein Druck in meiner Hand ausübst. Setz dich mal hin. Eine Übung, die wir viel diskutiert haben für Spine Stretch, also die Beine einfach auf der Matte öffnen, den Spine Stretch haben wir ganz viel diskutiert am
Freitag, weil eine Übung, die eigentlich relativ für Anfänger ist, ist aber sehr schwer gleichzeitig zu verstehen, wo ist dieser Spine Stretch und was passiert auch, wenn ich die Wirbelsäule abrolle. Viele lehnen sich nach vorne und verlassen sofort die Senkrechte und wir wollen ja, dass man sich Wirbel für Wirbel entlang einer imaginären Wand abrollt. Da kann ich z.B. mein Bein dahinter stellen und kann wieder zurückkommen. Und nochmal und okay auch das ist ein Feedback. Und wenn wir vielleicht noch in die Bauchlage gehen zum Abschluss als Beispiel. In der Bauchlage ist ja oft dieses Problem oberer mittlerer Rücken. Da habe ich auch schon ein Tutorial zu gemacht. Aber auch hier, mach ruhig so, ja, wenn du vom Kopf aus verlängerst, dann ist ja oft hier im oberen,
mittleren Rücken, heb mal den Kopf ein bisschen an, braucht gar nicht hoch sein, genau, dann ist hier im oberen, mittleren Rücken das, was weich werden muss, wo ich meine Hand hinlegen kann. Ich finde die Handkante an der Wirbelsäule gut. Man kann auch sich hier mit den Fingern Wirbel für Wirbel so entlang tasten, wo man einfach hier in dem oberen mittleren Rücken schön arbeitet und auch das ist einfach ein Feedback. Der nächste Grund für taktiles Anleiten, danke Sandra, kannst entspannen, ist eben die Hilfe, dass ich Unterstützung gebe mit meinen Händen, dass jemandem einfach etwas gelingt. Zum Beispiel ein Klassiker ist der Roll-up. Da muss ich oft unterstützen, dass jemand nach oben
kommt. Leg dich mal hin für den Roll-Up. Sandra kann das zwar, aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie ein Problem mit dem Roll-Up hat. Sie nimmt die Arme über Kopf und sie hebt Arme, Kopf und Oberkörper. Bis hierhin geht es ja immer noch. Und dann kann ich eben hier zum Beispiel unter den Schultern greifen und um nach oben zu kommen. Bringt euch selbst immer in eine sichere Position, roll Wirbel für Wirbel ab und hier halte ich sie dann noch mal und helfe ihr auf dem Weg nach unten. Ich unterstütze sie also mit meinen Händen. Und ihr seht schon, ich kniee hier in einer relativ sicheren Position, sodass
wenn ich hier mich nach vorne beugen muss, um ihr dabei zu helfen, dass meine Wirbelsäule gerade bleibt. Vermeide hier an dem Punkt, euch nach oben zu stellen, weil wenn ihr jetzt helfen müsst, müsst ihr automatisch unter Gewichtsbelastung nach vorne gehen. Es ist schwierig und es übt eine große Belastung auf eure Wirbelsäule aus. Der Kunde fühlt sich gut oder die Kundin, aber ich selbst laufe eben Gefahr, dass ich mir da den Rücken ein bisschen wehtun kann. Das ist eine Möglichkeit wie ich die Unterstützung geben kann beim Roll Up und es gibt viele andere. Ich kann auch vorne an den Händen ein bisschen ziehen, ich kann auch hier die Füße ein bisschen halten, dass die nicht nach oben gehen. Das alles dient der Unterstützung.
Wie gesagt der Roll Up ist so ein Klassiker, der andere ist der Roll-Over, auch den hatten wir ziemlich diskutiert am Freitag noch mal, wie kann ich helfen, meistens weil die Leute ja nicht über Kopf kommen. Hier ist eben der Punkt, wo ich ansetzen muss und helfen muss. Ja, aber da aufpassen, weil ich bin auf der Seite meistens, roll noch mal ab Sandra, dass man wirklich auch, das ist ein bisschen schwierig, dass man, wenn man unterstützt, dass man wirklich die Richtung der Beine beibehält und nicht plötzlich die Beine auf die Seite zieht. Das heißt, ich muss hier helfen. Und es reicht eine kleine Hilfe. Es muss nicht viel sein. Ihr müsst nicht den Kunde nach oben ziehen, sondern einfach nur so ein bisschen über diesen Moment drüber helfen und dann auch wieder alleine lassen, dann auch wieder loslassen, dass der Körper
reflektieren kann, dass der Körper lernen kann. Bleibt nicht die ganze Zeit mit euren Händen dran, wenn es nicht nötig ist. Beugt mal die Beine, gehe mal in den Chest-Lift. Auch da ist manchmal noch so, wo es Hilfe braucht, bei der Rotation zum Beispiel, dann komme ich hier nach oben, da kann ich hier unter den Schulterblättern zum Beispiel greifen, ich kann auch hier an die Unterarme greifen zum unterstützen und eben da maximale Hilfestellung leisten. Dann haben wir das Vermeiden von unerwünschten Bewegungen. Wir gehen zurück zum Rollover, der immer wieder so, dass die Leute die Beine hier im langen Hebel zu viel absenken, wenn sie die Kontrolle in der Bauchmuskulatur nicht haben. Und da kann ich einfach hier stehen und dann geht es nicht weiter.
Der Rollover zum Beispiel oder auch der Corkscrew. Der Corkscrew ist keine so leichte Übung und da wird immer hier erreicht man diesen Punkt, wo vielleicht jemand zu tief geht und es noch nicht so gut halten kann. Und da kann ich doch hier einfach stehen und eben vermeiden und auffangen, jetzt habe ich zu schnell losgelassen, dass derjenige zu tief geht. Ihr habt eben gesehen, die Sandra war ein bisschen überrascht, weil ich relativ schnell losgelassen habe. Also das sollte eigentlich nicht passieren. Sie sollte sich eigentlich vorbereitet fühlen. Ja und da kann ich eben helfen, dass unerwünschte Bewegungen passieren. Und dann als letztes eben diese Art von Widerstand leisten, diese Traktion ausüben, dass eben die Übung noch tiefer verstanden wird. Und das ist eine ganz tolle Geschichte, dass man
einfach so ein bisschen gegen zieht. Und da ist zum Beispiel einer der Beispiele auch, hatten wir auch den Rollover wieder, also wenn du mal über Kopf gehst noch mal bitte. Ja, also ich bin hier angekommen und dann helfe ich auf dem Weg nach unten und ich halte hier den Widerstand, ziehe hier ein bisschen und natürlich kann es auch andersherum sein, dass ich einfach hier mal ein bisschen drücke und die Lendenwirbelsäule sanft in die Matte drücke. Double Leg Stretch, das ist der BASI®-Klassiker, nicht der Double Leg Stretch, sondern so wie Rayleigh ihn taktil begleitet. Tatsächlich ist eben hier diesen Widerstand auszuüben auf dem Weg nach innen, um diese Reformer-Arbeit zu ersetzen. Den gibt es ja auch am Reformer,
der heißt bei uns Double Leg, Abdominal Legs and Straps. Und da ziehe ich gegen den Widerstand der Seile im Reformer und das kann ich hier mit meinen Händen eben gut darstellen. Und entspannen. Und dann kommen wir nochmal zurück zum Spine Stretch vielleicht am Schluss. Auch da wieder, wenn ich unten bin, wie mache ich das mit dem Becken? Nehme die Arme nochmal nach vorne, dann kann ich hier das Becken so ein bisschen aufgerichtet halten. Und dadurch, dass ich hier eine Traktion ausübe, ja auf der Seite spürt sie eben die Streckung nach vorne nochmal mehr. Danke Sandra.
Es gibt Quellen, die sagen, dass Joseph Pilates oder dass die Inspiration von Joseph Pilates war, die Geräte zu erfinden, weil er so viel taktil gearbeitet hat und dadurch auch recht erschöpft war und gedacht hat, das muss doch irgendwie anders gehen. Und die Geräte tatsächlich sind auch taktile Begleitung. Nimm mal den Federwiderstand und den Seilzug in dieser Art und Weise wahr. Also ich fasse nochmal zusammen, Feedback geben, unterstützen, Widerstand leisten oder eben auch eine unerwünschte Bewegung vermeiden. Ich hoffe, das hat ein bisschen geholfen, ein bisschen Einsicht gegeben und traut euch anzufassen und Pilates gibt so viel mehr mit einer guten taktilen Begleitung. Es wird so viel besser gespürt und die Einzelheiten einfach so viel klarer im Körper. Vielen Dank!