Die untere Extremität

Freitag, 8. September 2023
Für jedes Level geeignet
14min
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Videobeschreibung

Die untere Extremität umfasst viele Gelenke und Muskeln, die wir für unseren Alltag benötigen.

Was unterscheidet ein Hüftgelenk von einem Kniegelenk? Welche Muskeln brauchen wir, um uns fortzubewegen? Und was passiert eigentlich genau, wenn wir gehen?

 

Antworten auf diese Fragen gibt es in dem kurzen Theorieteil, die BASI® Mattenklasse im Anschluss legt den Fokus auf die Beinmuskulatur.

Hier geht's zum kompletten Programm "Haltungstypen"

Transkript des Videos

Hallo, ich bin Natascha Eyber, ich bin Ausbilderin für BASI® Pilates und ich möchte einfach mal heute in ganz einfacher Sprache anatomisch ein bisschen die untere Extremität erklären. Wir stehen auf unseren Beinen jeden Tag, wir sprechen in Pilates über die Ausrichtung der Beine, über die Beinachse und alles, aber ich glaube oftmals weiß man gar nicht so genau, vor allen Dingen, wenn wir gehen, was da eigentlich passiert und wie die Gelenke eben auch aussehen. Ich fange mal hier mit dem Hüftgelenk an. Also wenn man hier, ich weiß nicht wie er heißt, er hat wunderschöne Haare, sieht toll aus. Wenn wir uns hier mal die Hüfte anschauen, wir haben ja hier unsere Beckenschaufeln, die werden auch Illium genannt. Hier ist der ganze Becken komplex. Man sieht auch hier, dass das Kreuzbein, was Teil der Wirbelsäule ist, mit den Hüftbeinen verbunden ist. Und dann haben wir hier unser Hüftgelenk.

 

Das Hüftgelenk besteht einmal aus dem Oberschenkelkopf und aus der Gelenkpfanne. Und die Hüfte ist ein Kugelgelenk. Hier das, diese Verlängerung ist übrigens der Oberschenkelhals. Und wenn sich ältere Menschen den Oberschenkelhals brechen, dann ist das eben da. Und das ist hier ganz gut gemacht. Das ist ein sehr solides Gelenk. Das passt sehr gut ineinander. Sehr fest. Muss auch sein, weil sonst könnte es unser Körpergewicht nicht tragen. Bei der Schulter ist es anders. Die Schulter ist auch ein Kugelgelenk, aber man sieht hier diese Pfanne ist sehr viel flacher, erlaubt uns einen viel höheren Bewegungsradius, aber ist eben weitaus instabiler. Die Schulter ist weitaus instabiler als die Hüfte. Das ist also relativ solide und weil es ein Kugelgelenk ist, erlaubt es eben nach vorne, nach hinten, also Flexion und Extension nennt man das. Zur Seite, nach außen und innen, Abduktion, Adduktion.

 

Wir können das Bein rotieren im Hüftgelenk, nach außen und innen und wir können es auch kreisen. Das alles kann dieses Kugelgelenk. Das Knie hat eine ganz andere Struktur. Das Knie ist das, wir nennen das ein Scharniergelenk. Oder wenn wir jetzt ganz ganz ganz richtig sein wollen, dann sagen wir es ist ein unechtes Scharniergelenk, eben weil Scharniergelenke können nur Beugung und Streckung, nur Flexion und Extension. Wie ein Türscharnier, deswegen heißt es so. Flexion und Extension. Beim Knie ist es so, dass wenn wir das Knie gebeugt haben, eine gewisse Rotation doch stattfinden kann. Und deswegen nennen wir es ein unechtes Scharniergelenk. Aber eigentlich erstmal nach vorne und nach hinten, Flexion und Extension.

 

Und das ist immer das, wenn wir vom Kniegelenk sprechen, da meinen wir das. Wir haben aber noch ein anderes Gelenk hier, und das ist das Patellofemorale Gelenk. Und das patellofemorale Gelenk, das ist das Gelenk zwischen unserer Kniescheibe und unserem Oberschenkel. Und dieses Gelenk, also das ist die Kniescheibe hier, dieser Knochen, und der ist eigentlich dazu da, der bildet, Moment, jetzt ist dieser Unterschenkel falsch rum, der bildet wie so ein Überrollbügel, weil hier muss von unserem großen Quadrizeps die Sehne muss hier über das Knie drüber und damit die weggehalten wird von dem eigentlichen Kniegelenk, haben wir hier so ein Überrollbügel und das macht das Kniegelenk eben funktional. Hier unten auf dem Schienbein, hier ist es relativ flach und da haben wir diese Knorpelscheiben, unsere Menisci, einen äußeren und einen inneren. Das sind die Scheiben, die sitzen hier drauf und natürlich haben wir auch Knorpel hier oben an dem Oberschenkelknochen und die kommen aufeinander. Und wenn wir einen Meniskusriss haben, dann reißen diese Knorpelscheiben ein.

 

Dann muss in der Regel operiert werden, weil man dann das Knie eben in der Regel nicht mehr richtig beugen und strecken kann. Also wir haben die Knochen geklärt, wir haben jetzt ein bisschen über den Meniskus gesprochen. Ich komme jetzt nochmal zu den Bändern. Unsere Gelenke, die haben Bänder und Bänder ist anders als Sehnen. Sehnen, das ist Bindegewebe, eigentlich was den Muskel mit dem Knochen verbindet. Bänder verbinden Knochen mit Knochen. Und da haben wir hier das Hüftgelenk hat sehr stabile Bänder. Einmal hier vorne, wir nennen das das iliofemorale Band, das sitzt hier eben an dem Ilium, an unserer Beckenpfanne, hier runter zum Oberschenkel, kennt man auch als dieses y-förmige Band. Und dann haben wir von hinten eins, das ischiofemorale und dann haben wir hier vorne noch, das ist unser Schambein, das pubofemorale Band.

 

Das ist eine ganz starke Bänderstruktur, die eben dieses Hüftgelenk auch gut am Platz halten. Und wenn man ein künstliches Hüftgelenk bekommt, und heutzutage wird es selten noch geschnitten, sondern es wird meistens herausgezogen, diese Bänder sind unglaublich stark. Und die haben unglaubliche Kräfte, die da eben einwirken. Beim Kniegelenk haben wir unsere Seitenbänder. Und wir haben einmal das äußere Seitenband und das innere Seitenband und hier innen drin haben wir unsere Kreuzbänder. Und jeder, ich bin im Süden Deutschlands zu Hause, der Kreuzbandriss ist so klassisch beim Skifahren. Und meistens ist es das vordere Kreuzband, was reißt. Das hintere Kreuzband ist verwachsen und reißt nicht so schnell. Das vordere Kreuzbein ist relativ frei, da zwischen Schienbein und Oberschenkel, ganz innen drin und reißt halt gerne mal ab.

 

Dann haben wir hier unten noch das Fußgelenk und das Fußgelenk besteht aus zwei Gelenken. Wir haben einmal unser oberes Sprunggelenk und dann haben wir noch hier, das ist jetzt hier festgeschraubt, wir nennen das das subtalare Gelenk oder auch unteres Sprunggelenk manchmal genannt. Also das obere Sprunggelenk und dann haben wir eben noch zwischen Ferse und Fußwurzel auch nochmal ein Gelenk. Das obere Sprunggelenk macht Flexion, Plantarflexion und Dorsalextension, also heißt es, man sagt in der Umgangssprache, streckt den Fuß und flex den Fuß. Und das untere macht das nach innen- und außen rollen, die Füße. Und beide zusammen ermöglichen dem Fuß einen großen Bewegungsradius, aber wenn es nur ein Gelenk wäre, dann wäre es sehr instabil und dadurch, dass sie so gut im Team arbeiten, ist es eine stabile und trotzdem flexible Geschichte.

 

So, die Hüfte, Kugelgelenk, Knie, Scharniergelenk, Fußgelenk, auch ein Scharniergelenk, ja und dann eben unterstützt durch das subtalare Gelenk, was uns mehr Bewegungsradius ermöglicht. Wenn wir jetzt gehen oder Kniebeugen machen, brauchen wir alle drei Gelenke. Wir brauchen das Hüftgelenk, wir brauchen das Kniegelenk oder eigentlich alle vier und die beiden Fußgelenke. Und ich gehe jetzt einfach mal in eine ganz leichte Kniebeuge rein. Was passiert, ist, dass ich die Hüfte beuge, die Knie beuge und die Fußgelenke und dann komme ich wieder in die Ausrichtung und ich beuge und strecke. Ich halte das Becken in neutral, wenn ich beuge, haben die Sitzbeinhöcker Kontakt. Was viele Menschen machen, wenn sie an Kniebeugen denken, ist, dass sie das Hüftgelenk nicht bewegen, sondern eher so das Becken in die hintere Kippung bringen und nach vorne schieben. Und das ist nicht gut für die Gelenke, weil dann kriegen die Knie zu viel Druck. Und wir sind nicht in der guten Ausrichtung. Also Kniebeugen, ja, auch wenn ich tiefer gehe, dann muss ich mein Gewicht verlagern, nach vorne natürlich, aber ich bin eben in dieser Beugung aller drei Gelenke. Ja und da muss ich einfach darauf achten, dass ich nicht Kniebeugen so mache. Ich merke schon, wenn ich zeige, das ist nicht gut fürs Knie, da entsteht ein Druck. Wenn wir gehen, optimal gehen, dann passiert eine ganze Menge, ohne dass wir eigentlich darüber nachdenken, was passiert.

 

Wir gehen jeden Tag und denken gar nicht darüber nach. Aber da ist ein ganz komplexer Ablauf, weil eben alle drei Gelenke involviert sind und auch diese vielen kleinen Gelenke, die in unserem Fuß sind, über die ich jetzt noch gar nicht gesprochen habe, auch noch mit involviert werden und natürlich die Muskeln auch. Wenn ich jetzt mein Bein nach vorne bringe, setzt zuerst die Ferse auf, was dann passiert, ist, daß der Fuß kurz nach außen rollt, dann nach innen rollt, dann wieder ein bischen nach außen, dann hebt man das Bein ab. Hüftgelenk, Kniegelenk, oberes Sprunggelenk und alles geht wieder von vorne los. Nach außen, nach innen, nach außen und dann ist der Fuß wieder frei und kann wieder aufsetzen. So sollte es sein, das war natürlich jetzt unglaublich übertrieben, ja weil so hoch schwingen wir unsere Beine nicht, aber das ist so wie es abläuft oder wie es zumindest ablaufen sollte und dann wenn ich so gehe, dann ist meine Hüfte frei, meine Knie frei, meine Fußgelenke frei.

 

Viele Menschen haben einen schlechten Gang und ich beobachte das immer wieder. Ich finde auch immer mehr und ich fahre viel öffentlich und sehe die Menschen beschäftigt auf ihrem Smartphone beim Gehen und es ist nicht nur, dass man nichts sieht, nach vorne raus, sondern der Körper um damit Hüfte, Knie und Fußgelenk sich so frei bewegen können, muss sich aufrecht sein. In dem Moment, wo ich nach vorne geneigt bin, entsteht eine andere Belastung auf die Gelenke. Und ich kann das vielleicht mal gerade vormachen. Ich versuche mal gerade hier hin und her zu gehen. Wenn ich aufrecht gehe, also mit dem was ich in Pilates lerne, ja mit einer guten Körperhaltung, dann haben meine Gelenke eigentlich beim Gehen relativ wenig Belastung. Obwohl immer noch viel Belastung, nämlich das zwei bis dreifache des Körpergewichts tatsächlich auf die Gelenke drauf kommt, aber es ist relativ wenig. Wenn ich jetzt nach vorne geneigt bin, flacht sich mein Gang ab. Man sieht es schon. Ich werde flachfüßiger.

 

Ich habe nicht mehr das schöne Rollen durch den Fuß, weil einfach meine Belastung hier nach vorne ist und weil ich einen anderen Druck auf die Gelenke habe. Also es ist nicht nur, dass der Oberkörper rund wird, dass ich weniger sehe. Ich habe auch einfach eine schlechte Belastung auf meinen Hüftgelenken, Kniegelenken und Fußgelenken. Und deswegen ist ganz wichtig, dass wir unsere Körpermitte stärken, dass wir uns aufrecht halten, dass die Beine sich frei bewegen können. Und noch mal mehr natürlich beim Laufen und beim Springen. Wenn das kräftig ist, und das tun wir beim Pilates, dann sind eben die Gelenke frei. Und ich habe sowieso, was ich eben schon sagte, ziemlich viel Belastung auf den Gelenken. Beim Treppensteigen ist das Achtfache des Gewichts ungefähr auf dem Kniegelenk. Wenn ich dann noch falsch belaste, habe ich noch mehr Last drauf und irgendwann mögen die Knie das nicht mehr so. Deshalb, viel Stärkung in der Körpermitte und einfach mal darauf achten beim Gehen, ob die Belastung gut ist und was ich da mache. Ich hoffe, es hat ein bisschen geholfen, es hat ein bisschen Einsicht gegeben und ich sage vielen Dank.

#1627

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